Zucht: Sturisoma festivum

Autor: Thomas Arnold (Tomsky)

Im Juni 2003 erwarb ich 5 Sturisoma festivum in einem Nürnberger Zoogeschäft. Die Tiere waren 12-15cm groß, wobei die Filamente der Schwanzflossen bereits ein Viertel der Körperlänge ausmachten .

Becken und Einrichtung:
Die Tiere setzte ich in ein Artbecken mit den Maßen 930x400x502 (Maße in mm, Breite, Höhe, Tiefe). Der Bodengrund im Becken besteht aus einer 1cm Schicht groben Kies (4-6mm). Gefiltert wird das Becken über einen Hamburger Mattenfilter (HMF). Das Becken ist mit einer Ausnahme (Javafarn am HMF) nicht bepflanzt. Für die Strömung “ Sturisoma “ kommen in schnell fließenden Weißwasserflüssen vor – sorgt ein Tetra-Innenfilter, der 15cm hinter vor Luftheber angebracht ist. In dem Becken befinden sich noch ein paar Steine und eine Moorkienwurzel.

Ernährung:
Wurzeln spielen offenbar eine zentrale Rolle in der Ernährung der Sturisoma. Sie raspeln diese förmlich ab. In der Natur ernähren sich die Tiere von Algen und Kleinstlebewesen, die sie an Holz oder Steinen. So hatten sie die 40cm lange Moorkienwurzel in ein paar Monaten bereits um 3mm im Durchmesser verringert. Gefüttert wurden meine Sturisomas mit Zucchinischeiben (roh), Gemüsepaprika (roh) und sera viformo. Da die Tiere nur vom Boden (nicht an der Oberfläche) fressen, müssen die Zucchini- oder Paprikascheiben irgendwie am Auftrieb gehindert werden. Bei mir geschieht das mit einem Gummisauger am Boden, auf den ich die Scheiben . Ich füttere die Tiere 2x/Tag, wobei ich altes Futter, wie die Ringe der Schalen von den abgenagten Zucchinischeiben täglich entferne.

Zucht:
Nachdem die Tiere nun bereits 11 Gelege abgesetzt und die Aufzucht immer besser gelingt, möchte ich den Werdegang des 12.Geleges – zunächst täglich – in Form einer „Live Story“ dokumentieren. Leider hat das Paar sein Gelege wieder einmal an der Rückseite des Schnellfilters gelegt. Das wird sich schwierig beim Fotografieren gestalten wird, denn der Filter befindet sich an der Rückseite des Beckens – er ist also mindestens 50cm vom Kameraobjektiv entfernt.
Die Wasserwerte: Temperatur 26,7 °C, Leitfähigkeit 379 S/cm, pH-Wert 7,54, KH 4,31.

Foto Datum Ereignis
29.12.03
In den Nachmittagstunden hat das Paar ca. 55 Eiern an der Rückseite des Schnellfilters gelegt. Die Eier sind milchig weiß und etwa 2,5mm groß. Das Männchen pflegte bereits am Abend das Gelege durch „Abrubbeln“ der Eier mit seinem Saugmaul. Ab und an kam setze sich mal das Weibchen hinzu. Es wurde vom Männchen geduldet, half aber nicht bei der Brutpflege.
30.12.03
Die Größe des Geleges hat sich fast verdoppelt – die Tiere haben heute noch einmal ca. 40 Eier gelegt. Es ist das erste Mal, dass sich der Laichvorgang über 2 Tage erstreckt. Das Männchen pflegt weiterhin sehr gut. Es verlässt das Gelege nicht einmal bei der Fütterung. Während sich das Weibchen gestern noch in der Nähe des Geleges aufhielt, ist es heute meist an der Futterstelle.
31.12.03
Wasserwechsel steht an. Die Tiere lassen sich dadurch nicht stören. Auf dem Bild sieht man schön, wie das Männchen die letzten 3 Tage verbracht hat und die nächsten 3 Tage verbringen wird, denn heute ist „Halbzeit“.
31.12.03
22:00
Brutpflege bei Nacht – das Sturisoma-Männchen kann nicht mit den anderen Silvester feiern. Ich wünsche ihm und den Lesern dieser Story einen guten Rutsch und ein Frohes Neues Jahr.
01.01.04
Dieses Bild zeigt das Weibchen. Während der Laichperiode kann man die Geschlechtsunterschiede deutlich erkennen: Das Männchen hat einen ausgeprägten „Backenbart“ (Odontoden). Das Weibchen hat keinen solchen Bart.
02.01.04
Das Männchen bei der Brutpflege am 5.Tag. Langsam rubbelt es die Eier von unten nach oben und wieder von oben nach unten ab. Dann verharrt es ein paar Minuten unter dem Gelege (siehe Bild) und das Spiel beginnt von neuem.
03.01.04
Die ersten Larven sind geschlüpft. Bis zum Freischwimmen der Jungfische wird das Gelege noch weiter vom Männchen gepflegt.
04.01.04
Weitere Jungfische schwimmen frei. Sie halten sie meist an den Scheiben kurz unter der Wasseroberfläche auf. Im Moment zehren die Tiere noch von ihrem Dottersack. Sie müssen also noch nicht gefüttert werden.
05.01.04
Die ersten 19 Jungfische wurden in ein schwimmendes Aufzuchtnetz gesetzt. Ins Netz habe ich zwei kleine Stücke Moorkienholz gegeben. Gefüttert wurden die ersten Jungfische mit ELOS sv.C. Es schwimmen noch nicht alle Jungfische frei. Sobald die anderen auch freischwimmen kommen sie ebenfalls ins Aufzuchtnetz.
06.01.04
Weitere 41 Jungfische ins Aufzuchtnetz gesetzt. Die Größe der Jungfische beträgt jetzt 11,8mm. Im Aufzuchtnetz, das zusätzlich belüftet ist, können sie das Futter gut finden, haben aber die Wasserqualität des ganzen Beckens. Es ist nicht notwendig den Boden des Netzes besonders sauber zu halten oder gar abzupinseln. Die Jungfische werden nun ca. 2 Wochen in dem Netz bleiben.
07.01.04
Leider gab es die ersten Verluste im Auzuchtnetz. 9 Jungfische lagen tot am Boden. Die anderen sind noch putzmunter. Fütterung heute: „Paprika edelsüß“.
08.01.04
Nachdem ich das Netz etwas besser in die Strömung gehängt habe, gab es heute keine weiteren Verluste. Die Größe der Jungfische beträgt jetzt 13,5mm. Einige nagen bereits an einer dünnen Zucchinischeibe, die auf dem Boden des Netzes liegt.
09.01.04
Ein toter Jungfisch am Morgen und ein weiterer am Abend. Das „Fotogelege“ wird doch keine Probleme machen?
Die Größe der Jungfische beträgt jetzt 14,5-15,5mm. Einige färben sich nun von fast schwarz nach braun.
18.01.04
Während der letzen Woche gab es keine weiteren Verluste. Die Jungfische haben jetzt eine Größe von 20mm und sind alle umgefärbt. Die Fütterung erfolgt noch immer mit „Paprika edelsüß“, den ich mit zerstampften Futtertabletten „sera viformo“ gemischt habe.
25.01.04
Die Größe der Jungfische beträgt 25mm. Die Fütterung erfolgt wie gehabt. Auch in dieser Woche kam es zu keinen Verlusten. Die Jungfische bleiben noch eine weitere Woche in dem kleinen Aufzuchtnetz. Dann werden sie in ein größeres, grobmaschigeres Aufzuchtnetz umgesetzt.
31.01.04
Die Jungfische wurden heute in ein größeres Aufzuchtnetz umgesetzt. Die Fütterung erfolgt ab jetzt mit Futtertabletten „sera viformo“ und dünnen Zucchinischeiben. Wie man auf dem Bild sieht haben sich auch die Schnecken extrem in dem Netz vermehrt. Das stört mich aber nicht – sie können die Futterreste vertilgen.
08.02.04
Die Jungfische im schwimmenden Aufzuchtnetz. Der eingelegte Boden soll verhindern, dass das Futter durch das Netz rieselt. Die Tiere haben jetzt eine Größe von 30mm.
15.02.04
Die Tiere haben eine Größe von bis zu 38mm. Bei den meisten sind bereits schöne Caudalfilamente ausgebildet. Ich werde die Jungen noch 1-2 Wochen in dem Aufzuchtnetz lassen und sie dann in ein anderes Becken umsetzen.
15.02.04
Die Elterntiere haben in der Zwischenzeit schon wieder einige Gelege abgesetzt. Hier ein besonders schönes Bild eines pflegenden Männchens. Deutlich erkennbar ist der Backenbart des Tieres.
22.02.04
Die Jungfische werden jetzt ihre letzte Woche im Aufzuchtnetz verbringen. Dann werden sie in ein anderes Becken umgesetzt. Einige habe bereits deutlich die 40mm überschritten. Ihre Aufzucht verlief bis jetzt problemlos.
29.02.04
Der letzte Tag im Aufzuchtnetz. Morgen kommen die Jungfische ins Aufzuchtbecken. Das Wasser dafür nehem ich komplett aus dem Becken, in dem die Tiere die letzten 9 Wochen aufgewachsen sind. Die Fütterung erfolgt weiterhin wie gehabt: Zucchinischeiben uns sera viformo.
06.03.04
Die Jungfische sind Anfang der Woche vom Netz in ein Aufzuchtbecken umgezogen. Sie haben jetzt ein Größe von 41mm.
04.04.04
Die Jungfische haben jetzt ein Größe von 50mm. Bisher gab es keine Schwierigkeiten bei der Aufzucht.
Foto Datum Ereignis
30.12.03
Parallel zur Zucht möchte ich die Entwicklung der Eier beschreiben. Ein Paar legte bei mir meist ca. 50 Eier ab. Zumindest war das bisher so. Für diese Foto-Story haben sie sich wohl besonders angestrengt ;-).
Die Eier sind oval – das haben Eier so an sich, möchte man meinen. Doch bei vielen Fischarten sind sie auch rund. Die Länge der Eier beträgt 3,3mm, die Breite 2,9mm. Das Gewicht konnte ich leider nicht feststellen ;-).
30.12.03
Zu diesem Zeitpunkt kann man mit bloßem Auge noch keine Entwicklung im Ei feststellen. Interessant ist vielleicht, das bei einem Sturisoma-Gelege kaum Eier verpilzen. Bei meinen Skalar- oder Panzerwelsgelegen kommt dies ab und zu vor.
31.12.03
Während gestern noch gar nichts zu sehen war, kann man heute bereits wunderbar das sich entwickelnde Leben im Ei sehen. Der junge Sturisoma wedelt schon mit dem Schwanz. Interessant fand ich auch, dass die Eier von Tag zu Tag mehr kleben.
31.12.03
Auf diesem Bild kann man deutlich den Kopf erkennen.
Was die Fotografie betrifft, so habe ich wieder etwas dazugelernt: bei den letzten 2 Bildern habe ich eine Taschelampe anstatt einer Leuchtstoffröhre als Lichtquelle verwendet. Dadurch sind die Bilder viel schärfer geworden.
01.01.04
Die Eier klebten heute noch extremer als gestern. Während sie sich gestern noch mit dem Finger abrollen ließen, musste ich sie heute von der Unterlage abschneiden. Auf dem Bild kann man erkennen, dass die Eihülle dabei etwas beschädigt wurde.
02.01.04
Dieses Bild zeigt den Kopf des sich entwickelnden Fisches. Deutlich kann man die Augen erkennen. Die Eier (jeden Tag ein Ei), die ich zum Fotografieren herausnehme, gebe ich nicht mehr zurück ins Becken. Obwohl sie stark auf dem Untergrund haften, könnte ich sie nicht mehr „hinkleben“. Statt dessen wird jeden Tage ein Diskussfisch mit dem „Foto-Ei“ verwöhnt.
02.01.04
Auf diesem Bild des Eis am 5.Tag sieht man die Larve noch einmal schön im Ganzen. In 2 Tagen müssten die ersten freischwimmen.
03.01.04
Noch heften die heute geschlüpften Larven auf dem Untergrund und werden weiter vom Männchen gepflegt. Deutlich kann man den Dottersack und den Schwanz erkennen.